Wochenbett – so wird es entspannt

Die Zeit des Wochenbetts ist eine Zeit der Neuorientierung. Aus dem Paar ist eine Familie geworden. Der Körper der Frau macht eine erneute Transformation durch, von der Psyche ganz zu schweigen. Der Schlafmangel kommt vielfach hinzu. Das führt dazu, dass die wunderschöne Zeit des Kennenlernens sehr oft eine stressige wird. Da muss man durch? Einiges kann man sicher nicht ändern, manches kann aber vermieden werden. Hier meine Tipps für möglichst viel Entspannung im Wochenbett:

1. Nimm das Wochenbett wörtlich: Bleib so viel wie möglich im Bett liegen. Natürlich nicht acht Wochen, aber die ersten zwei sollten es schon sein. Wie das geht? Lies weiter…

2. Überleg dir im Vorfeld wer wann zu Besuch kommen darf. So schön Besuch auch ist: im Wochenbett kann er sehr anstrengend sein. Überlege vorher wie du es organisieren magst. Wer darf schon in der Klinik vorbeischauen? Wen möchtest du zu Hause empfangen? Vielleicht sagst du schon „Besuchszeiten“ an. Bei vielen Familien hat sich auch eine kleine Geburtstagsfeier bewährt: Du lädst alle oder die wichtigsten Gäste für ein bis zwei Stunden zum Babygucken ein. Dann sind erst mal alle zufrieden und längere Audienzen gibt es dann nur auf deinen ausdrücklichen Wunsch. Bei dieser Art von Kurzfeier reicht es in der Regel allen ein Schlückchen Sekt o.ä. anzubieten, so dass ihr keinen Stress mit der Versorgung der Gäste haben dürftet. Oder ihr bittet eine gute Freundin, die Mutter… das Ganze quasi als Geburtstagsgeschenk auszurichten. Wichtig: Schön kurz und kompakt und nicht über den ganzen Tag verteilt!

3. Ernähre dich gut und ausreichend:
– Vorkochen und einfrieren und Flyer von Restaurants mit Lieferservice sammeln.
– Lass dir von Freunden und Verwandten anstatt des fünfhundertsten Stramplers lieber ein Essen mitbringen.
– Besonders zu empfehlen ist eine kräftigende Hühner- oder Getreidesuppe. (Das Rezept für eine chinesische Kraftsuppe gibt es hier.)
Da es im Wochenbett oft turbulent zu geht und feste Essenszeiten nicht unbedingt an der Tagesordnung sind, empfiehlt es sich immer etwas nahrhaftes in Reichweite zu haben, das man in einer kurzen Pause zwischendurch essen kann. Studentenfutter, ein Müsliriegel oder Energiebällchen bieten sich hier als kleine Snacks an.

4. Trink viel! Hab am besten immer ein Getränk in Reichweite stehen. Meistens fällt einem mitten beim Stillen der große Durst auf. Dann sitzt man grad so gut und kommt nicht an Getränke ran. Du bist sicher, dass du ausreichend trinkst? Dann sollte dein Urin glasklar sein.

5. Steh immer über die Seite auf. Das trainiert die schrägen Bauchmuskeln und schont den Beckenboden.

6. Nervt das Telefon? Stell es einfach ab. Besprich den AB mit einem netten Spruch und ruf erst zurück, wenn du Zeit und Muße hast. Du bist im Wochenbett und musst dich um niemanden außer um Dich und dein Baby kümmern. Dafür sollten alle Verständnis haben.

7. Benutze Binden mit nur sehr dünnem oder auch ganz ohne Klebestreifen. In diesem Fall sind in der Regel die Billigsten ausnahmsweise mal die Besten. Der Wochenfluss ist zwar nicht infektiös, aber ein perfekter Nährboden für Keime. Er sollte nicht luftdicht verpackt werden. Gehe zum Wechseln der Binden ca. alle zwei Stunden auf die Toilette. Wenn du dir dabei noch was Gutes tun möchtest, dann spüle nach oder während des Toilettengangs dein Genital von außen ab. Das geht am Besten mit lauwarmen Wasser z.B. aus einem Messbecher. Als Zusatz kannst du Totes Meer Salz oder einen Tropfen Lavendelöl benutzen. Brennt nicht – versprochen!

8. Wenn du eine Dammverletzung hast, und der Damm noch etwas geschwollen ist, hat sich kühlen bewährt. Da du aber keine Blasenentzündung oder „Gefrierbrand“ riskieren möchtest, eignen sich wassergefüllte Gummihandschuhfinger oder Kondome, die eingefroren und dann vor den Damm gelegt werden. Alternativ kann eine Binde mit Olivenöl beträufelt werden, welche dann ebenfalls gefroren wird. Das empfanden Frauen, die ich betreut habe, bisher immer als extrem angenehm.

9. Ein kleines Lämpchen hilft in der Nacht den Überblick zu bekommen, ohne gleich die ganze Familie in Alarmbereitschaft zu versetzen. Das ist auch super beim nächtlichen Wickeln. Meist reicht es einfach eine rote Glühbirne in die Nachttischlampe zu drehen.

10. Auch wenn dein Partner einige Zeit zu Hause bleiben kann: Nehmt trotzdem jede Hilfe an, die euch angeboten wird: Einkaufen, kochen, mal eben die Wohnung saugen… Freunde, die schon Kinder haben wissen, was hilfreich ist. Seid nicht zu stolz euch helfen zu lassen. Ihr könnt euch sicher eines Tages revanchieren. Macht in der gesparten Zeit das Wochenbett zum Familienbett und genießt die gemeinsame Zeit. Sie ist einzigartig!
Wenn dein Partner nicht zu Hause bleiben kann, beantrage bei deiner Krankenkasse eine Haushaltshilfe. Die Haushaltshilfe kann von einem Familienpflegedienst gestellt werden, oder man lässt sich das Geld auszahlen und engagiert selbst eine Person (muss arbeitslos, oder in Rente sein). Ich empfehle die Aufgaben lieber von einem Pflegedienst durchführen zu lassen. Erfahrungsgemäß hat man Skrupel eine Mutter oder Freundin die Hausarbeit verrichten zu lassen. Außerdem hat es dann immer eher Besuchscharakter und Besuch: …siehe Oben.

Je entspannter und stressfreier du die Wochenbettzeit gestaltest, desto besser für dich, dein Kind, deine (neue) Familie. Sprich mit anderen Frauen darüber und frage wie sie es gemacht haben und was ihre Erfahrungen sind. Plane ein bisschen im Voraus, denn wenn es soweit ist bist Du im besten Falle im Bett und das Telefon aus.

Dies sind meine 10 besten Wochenbettentspannungstipps. Jetzt seid ihr dran: Welcher Hinweis hat euch geholfen? Welchen hättet ihr noch gebraucht? Was haben eure Freundinnen euch geraten?

 

Jede Frau hat das Recht auf eine positive, selbstbestimmte Geburtserfahrung. Seit ich Hebamme geworden bin verhelfe ich Frauen dazu.
Ich bin Jana Friedrich, Mutter von zwei Kindern, Hebamme seit 1998 (und seit September 2020 mit B. Sc. of Midwifery), Bloggerin seit 2012, Autorin zweier Bücher, Speakerin und Expertin im Themenbereich Familie. Mit meiner Expertise unterstütze ich darüber hinaus auch Kulturschaffende, Firmen und Politiker*innen.
In diesem Blog teile ich mit dir mein Wissen und meine Erfahrung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und das erste Jahr mit Baby.
Du bekommst bei mir Informationen, Beratung und „Zutaten“ zur Meinungsbildung für eines der spannendsten Abenteuer des Lebens.

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6 Kommentare
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    maja sagte:

    Also, ich finde alle Tipps super. Allerdings fehlt mir noch der Tipp, wie man seinen energetisch positiv wie auch negativ geladenen Teenager bespassen kann, ohne dass im Wochenbett gleich der Familien terror ausbricht.
    Wenn ich daran denke, wird mir mulmig.

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    Jana Friedrich sagte:

    Geschwister, mit so einem großen Altersabstand haben natürlich eine ganz andere Beziehung zu einander als Geschwister, die nur ein bis drei Jahre auseinander sind. Oft denkt man ja Teenies interessieren sich gar nicht für Babys. Bei diesen Konstellationen bin ich aber oft überrascht, wie toll die Großen mit den Kleinen umgehen, auch die Jungs ;-).
    Teenager fühlen sich ja schon sehr erwachsen… Gib ihm echte Aufgaben, die ihm zeigen, wie wichtig er im Familiengefüge ist und dass du ihm auf Augenhöhe begegnest. Und lass ihn in Ruhe, wenn er mit dem Babykram nichts anfangen kann.
    Ich bin ja kein Experte für Jugendliche- lerne dass selbst grade erst. Aber ich glaube, dass man gegen die Launen wenig tun kann. Mich tröstet immer, dass die Kids ja selbst mindestens genau so darunter leiden wie die Eltern. Manchmal entspannt es auch, wenn der Fokus nicht mehr allein auf ein Kind gerichtet ist.
    Ach ja, und ihr habt was gemeinsam: Ihr seid beide grade im Wandel begriffen. Vielleicht verbindet das ja. Ich wünsche euch viel Glück!

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    Tine sagte:

    Mein Großer wird im Dezember 13 Jahre alt, das Geschwisterchen wird Ende November erwartet (noch ein Winterkind 😀 ). Er freut sich jetzt schon auf die Rolle des großen Bruders. Immerhin hat er sich jahrelang ein Geschwisterchen gewünscht. Dazu kommt noch, das er ein absoluter Familienmensch ist. Ihm ist die Familie sehr wichtig. Er ist sich bewusst welche Veränderungen anstehen und ich weiß das er uns unterstützen wird. Mein Freund ist selbsständig und hat sein Bürob bei uns im Haus, weshalb ich also der Zeit des Wochenbetts entspannt entgegnblicke. Außerdem gibt es da ja noch Oma und Opa 🙂

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    Gerda Dillmann sagte:

    Das Wichtigste ist eine gute Hebamme, die einen schon kennt. Ich war so überraschend dünnhäutig, ich konnte mich nicht gegen aufdringliche Besucher wehren. Die Besuchszeitpunkte und -dauer wurden zu einem ranking: Wer darf zuerst, am längsten und am häufigsten? Schwiegermutter, oder der geschiedene Partner? Tante X oder Y? War die eine Oma schon da? Wen ich sehen wollte war unwichtig, es ging nur noch um das Verwandtschaftsverhältnis und das damit verbundene “Recht” an dem Baby. Am Ende habe ich mich total isoliert und “entpersonalisiert” gefühlt, hatte Ehekrach und eine lange quälende Baby-Blues-Phase, aus der ich nur dank meiner Hebamme heraus gefunden habe.
    Also: Hebamme suchen, kennen lernen, Partner vorbereiten und den Besuch nach den Bedürfnissen der Wöchnerin wählen – alle anderen können warten und Papa kann auch so mal raus ein paar Kumpels besuchen, oder mal mit seiner Mama quatschen.
    Zusammreißen dürfen sich in dieser besonderen Zeit mal die anderen!

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  1. […] jetzt also gewesen, wie Sie ein schönes Wochenbett erleben können. Aber nicht nur hat das die Hebamme Jana Friedrichs schon ganz wunderbar geschrieben – ich bin beim Thema Wochenbett generell etwas stiller. Denn […]

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